Spaziergang durch Hildesheim - Teil 1

Da war nun am Sonntag unglaublich schönes Wetter und ich bin mit meinem Süßen los in die Hildesheimer Natur und Altstadt. Wollte für den heutigen Post mit meiner neuen Kamera schöne Stadtmotive einfangen. Beim 3. Bild piepte sie nur wie verrückt. Ich hatte doch tatsächlich vergessen, die Speicherkarte wieder reinzustecken :( "MERDE!!!"...würde der Franzose sagen. Wir haben dann halt unsere Smartphones genommen. Und ich hab so gehofft, daß ich vor Mittwoch nochmal losgehen kann und "vernünftige" Bilder schiessen. Wie es Petrus aber so wollte hat es seither fast nur geregnet und die Sonne blitzte nur selten hervor zwischen dicken Wolken. Die Fotos sind trotz minderwertiger Technik aber doch recht sehenswert, wie ich finde und daher zeig ich hier nun ein wenig meine Stadt. Nur ein kleiner Ausschnitt. Aber ich möchte ja öfter mal verschiedene Teile von Hildesheim zeigen. Denn die grüne Lunge der City sieht ein Durchfahrender überhaupt nicht und Hildesheim zeigt dann nur ein ziemlich graues Gesicht mit vielen Nachkriegsbauten. 1944/45 sind sehr viele heftige Luftangriffe hier geflogen worden, da es viele kriegswichtige Betriebe hier gab. 
So wurden in den 1930er Jahren im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht neue kriegswichtige
Betriebe in der Stadt geschaffen. Die VDM-Halbzeugwerke GmbH am Römerring mit der Fertigung von Komponenten für Verstellpropeller, Fahrwerke und Flugmotoren (Zylinderköpfe, Kurbelgehäuse und Ölwannen) als Zulieferer der Flugzeugindustrie. Das alteingesessene Senkingwerk in unmittelbarer Nachbarschaft fertigte neben seinen bekannten Feldküchen unter anderem auch Zünder und Teile für Panzerwagen der Wehrmacht. Nicht weit entfernt baute die Eduard Ahlborn AG in ihrem 1938/39 neu errichteten Werk am Cheruskerring Torpedos für die Kriegsmarine. Die Wetzell Gummiwerke AG (ab 1968 Teil der Hamburger Phoenix Gummiwerke) stellte am Moritzberg Gasmasken sowie Schwimmwesten und Schlauchboote
für Marine bzw. Luftwaffe her.
1940 begannen die Produktion im Werk mit dem Tarnnamen „ELFI“ (Elektro- und Feinmechanische Industrie GmbH) unter Leitung der Robert Bosch GmbH. Dort fertigte man Starter, Lichtmaschinen, Magnetzünder und Schwungkraftanlasser für große Lkw- und Panzermotoren gefertigt werden. Man sieht also die Gründe der verheerenden Bombardierungen. das einstige "Nürnberg des Nordens" lag bei Kriegsende in Schutt und Asche. Nur wenige Strassenzüge haben "überlebt". Die wunderschönen Fachwerkbauten sind mittlerweile großenteils liebevoll wiederhergestellt oder restauriert. Unseren Marktplatz und die Weltkulturerbestätten werde ich ein anderes mal beleuchten. Wir starteten an diesem Sonntag in der Nähe der "Großen Venedig". Die Venedig ist eine vom Stadtgraben und der Innerste umflossene Insel in der Nähe des Hohnsensees. Es gibt dort noble Wohngebäude, unser Freibad und dort beginnt auch eine beliebte Paddelstrecke. Von dort gingen wir um die Ecke in die kleine Straße am Mühlengraben. Die Farben des nachfolgenden Fotos hab ich nicht nachbearbeiten müssen. Es leuchtete einfach wundervoll.
Geradeaus vor uns erschien der Kreisel und das Café Viva. Seit einigen Jahren eine feste Institution in dieser herrlichen Umgebung. Total romantisch gelegen. Ein absoluter Insider-Tip bei einem Besuch in meiner Heimatstadt. 
Früher war hier nur ein kleiner Kiosk. Toll, daß hier so ein schnuckeliges Kleinod entstanden ist. Je nach Platzwahl guckt man Richtung Mühlengraben oder auf den Kalenberger Graben, auf dem oft allerlei Gefiedertes wie Schwäne, Enten etc. zu beobachten ist.
Wie auf der Skizze zu erkennen liegt es einfach toll! Wären wir dort rechts abgebogen hätten wir nachfolgende alte Brücke überquert:
Dann hätten wir durch den Ernst-Ehrlicher-Park flanieren können oder hätten links das Frauengefängnis "liegenlassen" und wären den Kehrwiederwall hochgelaufen. Diesmal aber schwenkten wir nach links zum Kalenberger Graben. Dies ist ein ehemaliger Festungsgraben der früheren Altstadt. Auf der Gegenseite stehen wunderschöne Altbauten. Wir gingen auf halber Strecke wieder nach rechts über die kleine Brücke in Richtung Römer- und Pelizäus-Museum. Dort habe ich als kleines Kind immer Enten gefüttert. Als ich aber sah wie verwuchert und ungepflegt es jetzt leider ist, habe ich es mir geschenkt, dort ein Bild zu machen. Hoffe, die Stadtväter tun hier bald mal Etwas. Schade um dieses hübsche Fleckchen! Ziel des Weges war für uns nun der hintere Brühl. Eine der wenigen erhaltenen, vom Fachwerk geprägten Strassen. 

Das Wernersche Haus am Ende der Strasse (siehe unten) ist ein typisches bürgerliches Renaissance-Fachwerkhaus in Hildesheim. Der dreistöckige Bau an der Ecke Hinterer Brühl und Godehardiplatz stammt aus dem Jahr 1606 und ist nach seinem Erbauer, dem bischöflichen Sekretär Philip Werner, benannt. Die Fassade ist mit Schnitzwerk reich geschmückt. Vier Brüstungsbilder versinnbildlichen Hoffnung, Glauben, Nächstenliebe und Geduld. Insgesamt befinden sich 29 Bildtafeln an der Fassade.
Ende 2011 ist es zum wiederholten Male umfassend restauriert worden und strahlt nun wieder in ursprünglicher Schönheit. Im 2. Weltkrieg hatte es zum Beispiel zahlreiche Brandschäden davongetragen.

 Wenn man nun aus dem "Hinteren Brühl" kommt, schaut man direkt auf die Godehardi-Kirche. Zwar bin ich kein passionierter Kirchgänger, aber ich war als Kind und Jugendliche sehr oft mit Tante und Onkel hier zum Gottesdienst und kann sagen, sie ist meine Lieblingskirche.               Für eine katholische Basilika recht schlicht innen gehalten. Gerade das mag ich wohl so sehr. Die romanische Kirche stammt übrigens aus dem 12. Jahrhundert.
 Zum Abschluß nochmal ein Blick vom Langelinienwall Richtung St. Godehard. Rechts das Gefängnis, das durch die historischen Gebäudeteile eine ganz eigene Wirkung hat.
 Links das neugebaute Parkhaus (vornehmlich für das angrenzende Bernwards-Krankenhaus erbaut). Es sorgte für zahlreiche Diskussionen, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich finde die Architektur für ein Parkhaus sehr gelungen. Es greift sowohl die Optik der Kirche, als auch des Gefängnisses und der Umgebung auf. Aber Meckerer gibt es halt immer (und auch die brauchen Parkraum^^)




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